Dschomba : Roman

Peschka, Karin, 2023
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7013-1303-7
Verfasser Peschka, Karin Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen und Novellen
Schlagworte 1. Weltkrieg, Eferding, Lagerfriedhof, Kriegsgefangenenlager, Aschach, Hartkirchen
Verlag O. Müller
Ort Salzburg
Jahr 2023
Umfang 380 Seiten
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Aufl.
Sprache deutsch
Verfasserangabe Karin Peschka
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Peter Tolar;
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg taucht ein Fremder in einer Kleinstadt auf und bleibt. (DR)
In der Nähe der oberösterreichischen Kleinstadt Eferding existierte im Ersten Weltkrieg das größte Kriegsgefangenenlager der Donaumonarchie. Ein weiteres Lager wurde an diesem Platz auch im nächsten Krieg betrieben. Genau dort sucht ein im Österreich der Nachkriegszeit gestrandeter Serbe nach Spuren seines vermissten Bruders.
Mittellos erscheint Dragan Mitte der 1950er in Eferding, erlebt als Fremder viel Hilfestellung und auch Ablehnung. Er wird in einer Hütte am Rande des Friedhofs sesshaft. Besonders der Dechant kümmert sich um den Neuankömmling, ein Kleinhäusler wird sein einziger guter Freund. Dragan Dzomba - wie er sich tatsächlich schreibt - wird gut, aber niemals vollständig integriert. Das Anderssein haftet auch nach Jahren immer noch an ihm.
Die Autorin Karin Peschka ist als Eferdinger Wirtstochter aufgewachsen, bediente als junges Mädchen in den Siebzigerjahren den »Dschomba« noch persönlich. Als Kennerin der lokalen Historie erzählt sie kurzweilig viele Geschichten aus dem Alltag in ihrer Heimatstadt. Besonders gelungen sind die Betrachtungen der damaligen Wirtshauskultur.
Das Fremdsein in einer neuen Heimat nimmt im Roman viel Platz ein. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk auf den Eindrücken der tragischen Kriegszeiten, wodurch Peschka einen wertvollen Beitrag zur Erinnerungskultur der Region leistet.

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Rezension von Anna Dbrowska
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Der Roman Dschomba, dessen Haupthandlung 1954 und in den siebziger Jahren in Eferding und den umliegenden Ortschaften spielt, spricht mich vor allem durch seine ungezwungene und unprätentiöse Erzählweise an. Auch wenn darin durchaus ernste Themen zur Sprache kommen (wie etwa die Kriegsgefangenenlager und der Serbenfriedhof), wird die dargestellte Welt auf eine zugängliche Art und Weise vermittelt.
Teilweise hat man es mit einer homodiegetischen Erzählerin im Kindesalter zu tun, die in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts in einem Gasthof aufwächst und über ein begrenztes Wissen verfügt. Der aus Serbien stammende Protagonist, Dragan Domba, übt eine gewisse Faszination auf sie aus. Er wirkt auf sie und somit wahrscheinlich auch auf die Leser und Leserinnen geheimnisvoll, zumal man seine Motivation und Gedanken nicht immer kennt.
Neben der Erzählerin mit beschränktem Wissen ist aber auch die Erzählinstanz bemerkenswert, die Einblick in die Innenwelt so mancher oberösterreichischen Figuren hat. Somit lernen die Leser und Leserinnen ihre Gedanken, Gefühle und Empfindungen kennen. Die Rezipienten und Rezipientinnen können nachvollziehen, wie die Mentalität und Einstellung der Gestalten zur Kategorie der Fremdheit bzw. des Fremden ist. Die Figuren sind keine übermenschlichen, vollkommenen Gestalten, sondern vielmehr durchschnittliche Menschen mit ihren Sorgen und Vorurteilen. Dragan Domba wird von ihnen oft als Serbe bezeichnet und mit viel Misstrauen beobachtet. Ein Dechant hilft ihm, aber er hat Angst, seine Offenheit für den Fremden deutlich zu manifestieren. Weil seine Förderung Dragans als Ausdruck kommunistischer Gesinnung gelten könnte, gerät er in ein Dilemma, konformistisch zu handeln oder sich den Vorurteilen zu widersetzen. Der Roman ist also u.a. für die Leser und Leserinnen geeignet, die Interesse an der literarischen Darstellung der kollektiven Einstellung zur kulturellen Fremdheit bzw. Andersheit, der Überwindung des Gefühls der Fremdheit bzw. Andersheit und der Problematik des gesellschaftlichen Drucks haben.
Die Figur des Protagonisten Dragan zeichnet sich durch die gelegentliche Verwendung der serbischen Sprache aus. Außerdem treten im Text Ausdrücke auf, die für die österreichische Variante der deutschen Sprache charakteristisch sind. Die Schreibweise der Autorin ist aber nicht nur wegen der inneren und äußeren Mehrsprachigkeit, sondern auch u.a. wegen der Syntax bemerkenswert. Neben ganz kurzen Phrasen, die sich etwa aus zwei oder drei Worten zusammensetzen, nicht immer ein Verb enthalten und mit einem Punkt abgeschlossen werden, treten lange zusammengesetzte Sätze auf. Auf diese Weise gibt es keine Eintönigkeit: Die Abwechslung im Satzbau und Umfang der Phrasen entautomatisiert die Lektüre und fördert die Aufmerksamkeit der Leser und Leserinnen.
Außerdem zeichnet sich der Text durch eine Kombination der Ausdrücke aus, die mit verschiedenen Sinnen verbunden sind. Die Synästhesie ist etwa am folgenden Beispiel sichtbar: Der [d.h. Dragan] leise nach Schweiß roch (ja, leise!) (S. 31) Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Roman sowohl wegen der darin behandelten Problematik als auch aufgrund seiner sprachlichen Beschaffenheit und spezifischen Erzählweise empfehlenswert ist.

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